Unsere Freundin Wiebke Katsoudas lebt seit 2005 mit ihrem Mann John und Sohn Linos (6 Jahre) in Dubai. Sie ist Gründerin des Foodtech-Unternehmens Essentially, über das sie online organische Säfte, vegane Kuren, Snacks und Desserts verkauft. Sie ist eine echte Power-Frau. Wie es sich als Working-Mom in Dubai lebt, das erzählt sie uns im Interview. Liebe Wiebke, vielen Dank für das Gespräch!

 

Working Mom Interview mit Wiebke Katsoudas Gründerrin von Essentially: Arbeiten und Mutter sein - das Gute und das Schwierige daran - die Interview-Serie über Vereinbarkeit auf FAMILICIOUS.de

 

MUTTER SEIN UND ARBEITEN – WAS IST DAS TOLLE DARAN?

Ich habe immer sehr gerne gearbeitet und könnte mir gar nicht vorstellen, nicht berufstätig zu sein. Nach der Geburt von Linos bin ich nicht nur zurück in meinen Job gegangen, sondern habe mich zudem auch noch kurze Zeit später selbstständig gemacht – eine Doppel-Geburt im wahrsten Sinne des Wortes! Die Zeit, die ich mit Linos verbringe, ist kostbar und wird intensiv genutzt – ohne Handy und andere Störfaktoren. Wochenenden sind bei uns sehr aktiv. Wir campen in der Wüste, gehen surfen oder kochen große Familien-Essen – ich denke das würde weniger intensiv sein, wenn ich hauptberuflich Mutter wäre.

 

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Trotz des beruflichen Stresses, der mit jedem Start-Up einhergeht, füllt mich mein Leben hundertprozentig so aus, wie es ist. Helikopterparenting wäre ein Horror für mich. Den deutschen Perfektionszwang, der auch in mir steckt, habe ich mir nach vielen Jahren im Ausland abgewöhnt. Das macht mich gelassener, glücklicher und zufriedener.
Und zum Glück erwartet hier in Dubai auch niemand s
elbstgebackenen Kuchen, Kita-Bekochung oder eine Sommerfest-Planung. Ich hoffe, das hört sich nicht zynisch an, aber ich bin manchmal ganz schön baff, was von meinen berufstätigen Freundinnen in Deutschland, alles noch so „nebenbei“ erwartet wird.

 

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MUTTER SEIN UND ARBEITEN – WAS IST MANCHMAL HART DARAN?

Linos ist mit 6 Monaten in eine Halbtags-Babybetreuung gekommen. Ich war Managing Director einer großen Marketing-Agentur und in den Vereinigten Emiraten gibt es bezahlten Mutterschutz nur für 45 Tage – was ein totaler Witz ist. Ich hatte das große Glück im Auftrag einer deutschen Mutter-Agentur in Dubai zu arbeiten, die mir sehr entgegen gekommen ist. Deshalb konnte ich die Elternzeit auf ein halbes Jahr verlängern. Dann ging es zurück in den Job.

Linos habe ich in dieser Zeit oft erst am Nachmittag gesehen. Denn unsere damalige Haushaltshilfe hat ihn meist aus der Babybetreuung abgeholt. Das war schwer für mich. Und obwohl ich meinen damaligen Job geliebt habe, war ich nach einem halben Jahr ausgebrannt und hatte eine richtige Sinnkrise.

 

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Mein Tief- und Wendepunkt kam als ich im Waschraum unseres Büros Milch abgepumpt habe (was natürlich im gestressten Zustand nicht wirklich klappt, um sie mit unserem Agentur-Fahrer nach Hause fahren zu lassen. Mein Blackberry und mein privates Mobiltelefon klingelten im Dauertonus und ich hatte auf einmal so etwas wie eine komplette Klarsicht: Was zum Teufel machst du hier eigentlich?

 

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Drei Monate später habe ich gekündigt und einen Schlussstrich unter meine alte Karriere gezogen. Das ist mir gleichzeitig schwer und doch wiederum ganz leicht gefallen. Es war wie eine Scheidung nach einer langen Ehe mit allen Höhen und Tiefen. Nach der Kündigung habe ich mein Start-Up Essentially geründet.

 

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WAS MÜSSTE VERÄNDERT WERDEN, UM EINE BESSERE ARBEITSWELT FÜR MÜTTER ZU SCHAFFEN?

Hier in den Vereinigten Arabischen Emiraten? Alles, lol!!! Nein im Ernst, man darf nicht vergessen, dass dieses Land sehr jung ist und sich mitten in einem Generationssumbruch befindet. Die junge Generation weiblicher Emiratis ist oftmals top ausgebildet. Viele Emiratis studieren im Ausland oder an den mittlerweile zahlreichen, guten lokalen Universitaten. Insofern bin ich zuversichtlich das sich hier gesetzesmässig einiges in den nächsten Jahren tun wird.

 

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Der bezahlte Mutterschutz gilt in den Vereinigten Arabischen Emiraten aktuell nur für 45 Tage. Danach ist der Arbeitsplatz nicht mehr gesichert. Den meisten Müttern bleibt deshalb nichts anderes übrig, als sich vollends vom Job zu verabschieden, sobald das erste Kind kommt. Ein großer Verlust für die Wirtschaft.

 

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Fotos: Ana Lui

 

 

 

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