WORKING MOM: DAS TOLLE DARAN. DAS SCHWIERIGE DARAN.
Miriam ist Illustratorin, Inhaberin des erfolgreichen Online-Shops Mimirella und Mama von drei Kindern. Respekt, finden wir! Sie erzählt uns, was das Tolle und was das Schwierige an ihrem Leben als arbeitende Mutter ist. Außerdem haben wir sie gefragt, was sich ändern müsste, um eine perfekte Job-Welt für Mütter zu schaffen. Miriam, vielen Dank für das tolle Interview!
Miriam wohnt mit ihrem Mann Rüdiger und ihren drei Kindern Lilia (7 Jahre), Laris (5 Jahre) und Hanneli (2 Jahre) in Hamburg Niendorf. Sie arbeitet selbständig als Illustratorin. Mimirella ist aus einer Idee in der dritten Elternzeit entstanden. Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Was will Frau mehr?
MUTTER SEIN UND ARBEITEN – WAS IST DAS TOLLE DARAN?
Die Kombination! Seit ich freiberuflich arbeite, bekomme ich Familie und Arbeit super unter einen Hut. Ich habe genügend Zeit und Energie für meine Kinder. Und wenn die drei in Kita und Schule sind, dann habe ich Zeit für meinen Job. Da habe ich als Selbständige Glück.
Meine Mutter hat als Krankenschwester im Schichtdienst gearbeitet und war deshalb oft nicht da. Das fand ich als Kind schwer. Deshalb habe ich mich bewusst dazu entschieden, ab mittags Zeit für meine Kinder zu haben. In anderen Ländern ist es ja gang und gäbe, dass die Kinder Vollzeit in die Betreuung gehen. Für mich kann ich mir das nicht vorstellen. Ich möchte teilhaben, meinen Kindern selber Dinge mit auf den Weg geben.
Ich genieße die Kinder-freien Vormittage und den Input, den mir der Job gibt. Das Agieren in der Erwachsenen-Welt würde mir ohne Mimirella fehlen. Dazu ist Mimirella natürlich ein absolutes Herzens-Projekt. Es ist toll mit meiner Leidenschaft – dem Illustrieren – Geld zu verdienen.
Genauso liebe ich aber auch die Nachmittage mit meinen Kindern. Ich genieße das tägliche Chaos. Alle reden durcheinander, wir spielen im Garten, machen Ausflüge und essen Eis.
Beides zusammen – Job und Familie – das ist nicht immer leicht, macht mich aber glücklich.
MUTTER SEIN UND ARBEITEN – WAS IST MANCHMAL HART DARAN?
Es hat lange gedauert, bis meine Familie akzeptiert hat, dass das was ich da tue, meine Arbeit ist. Ich sitze nicht am Rechner, um zu entspannen – das musste bei allen erst einmal ankommen. Und das ich mit meinem Shop richtig Geld verdienen würde, damit hat auch keiner gerechnet. Auch ich selbst nicht, wenn ich ehrlich bin.
Ich versuche, die meisten Dinge zu erledigen, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Das klappt aber natürlich nicht immer. Dann kommt alle zwei Minuten ein Kind ins Büro und will etwas von mir. Da muss man dann die Nerven behalten.
Da mein Mann der Hauptverdiener ist, hat sein Job automatisch Priorität. Das finde ich manchmal hart. Denn auch ich würde mir ab und an mehr Zeit für Mimirella wünschen. Zum Beispiel schwebt mir schon ewig eine Erwachsenen-Kollektion vor. Die zu realisieren, wäre ein großer Wunsch von mir. Solche Themen fallen dann aber aus Zeitgründen immer wieder hinten über. Darüber ärgere ich mich. Schließlich wäre es auch die Chance, dann mit meiner Arbeit mehr zu unserem Familieneinkommen beizutragen.
WAS MÜSSTE VERÄNDERT WERDEN, UM EINE PERFEKTE ARBEITSWELT FÜR MÜTTER ZU SCHAFFEN?
Ich würde sagen, das ich als Freiberuflerin in einer (fast) perfekten Arbeitswelt lebe. Bis vor zwei Jahren habe ich in einer Design-Agentur gearbeitet, da war das anders. Da habe ich mich oft zerrissen gefühlt. Musste los, um die Kinder abzuholen, obwohl ich mit der Arbeit noch nicht fertig war. Und am Nachmittag war ich kaputt. Da wollte ich die Zeit oft einfach nur rumkriegen.
Das ist viel besser, seitdem ich freiberuflich arbeite. Da bin ich in meinen Arbeitszeiten viel flexibler. Kann die Kinder abholen und dann noch ein paar E-Mails beantworten, während meine Tochter Hausaufgaben macht. Diese Flexibilität würde ich mir auch für Angestellte wünschen. Zu wissen: Auf die Woche gesehen, muss ich 30 Stunden arbeiten – nicht jeden Tag sechs. Das würde Müttern und Vätern einiges erleichtern.
Außerdem sollten sich Mütter mehr gegenseitig unterstützen – im Job und in der Kinderbetreuung. Ich habe mir den Job in der Agentur mit einer anderen Mutter geteilt. So kann man sich im Krankheitsfall gegenseitig vertreten. Das haben wir immer gut hinbekommen. Auch in Bezug auf die Ferien ist es toll, sich mit anderen Müttern zusammen zu tun: Mal spielen die Kinder bei mir, mal bei der anderen Mutter. Das sorgt für Entlastung. Sechs Wochen Sommerferien sind schließlich auch als Selbständige schwer zu überbrücken.